was es ist: https://tcabam.wordpress.com/2012/07/25/neue-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933
Pik Ass
in mir geisterte immerzu das wort: PIK ASS…PIK ASS. ich war als kind sehr neugierig, und sobald die luft rein war, ging ich dort hin. beim bäcker örtel holte ich mir für 5 pfennig kuchenabfall. das waren die enden, die von den blechen abgeschnitten wurden, das war immer sehr lecker. dann lungerte ich vor dem pik ass herum. es gab aber nichts zu sehen. nur ein großer wagen mit plane und zwei SA-männer standen davor. das tor war zu. die straße dort war sehr schmal. ich aß meinen kuchen und ging auf den spielplatz, der nebenan war. nach einer weile musste ich aber nach hause. wir durften nicht aus unserer straße, wegen des alarms. besonders ich hatte verbot! weil ich immer durch die gegend streunte, musste meine mutter mich ständig suchen. also machte ich mich lieber auf den weg. aber, oh: das tor vom pik ass war offen und ich sah, wie männer, frauen und kinder auf den wagen stiegen. die SA-männer trieben zur eile an. eine frau schrie: “mein kind! mein kind!” und ein SA-mann packte das kleine mädchen am arm und schleuderte es auf den wagen. ich schrie laut auf. der mann drehte sich zu mir um und schrie: “mach, das du hier verschwindest. du hast hier nichts zu suchen!” , ich rannte erschrocken weg.
zu hause wurde ich schon vermisst. mama war wütend. wieder einmal war ich nicht vor der tür. aber ich fing schnell an, meine geschichte zu erzählen. alle hörten zu und mama sagte: “meine güte!” und dann zu frau niemann, die gerade da war: “wir müssen die frau mit den kindern drüben rausholen, den mann hat die gestapo gestern abend schon abgeholt.”
die niemann guckte erschrocken.
“bist du übergeschnappt, mariechen? wo sollen die denn hin? die frau hat sieben kinder, einige davon sind noch klein. wie willst du die ruhig halten? und sie haben keine lebensmittelkarten. wovon willst du sie ernähren? in den keller dürfen sie auch nicht. wenn die sie gestern nicht mitgenommen haben, werden sie bestimmt heute oder morgen abgeholt. mensch, lass bloß die finger davon. du kommst in teufels küche!”
ich ging nach oben und verkroch mich ins kinderzimmer. wer weiß? wohlmöglich ist meine mutter doch noch wütend auf mich und ich bekam doch noch etwas ab?
soweit ich weiß, wurden die frau und die kinder bald danach auch abgeholt.
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Vorwort https://tcabam.wordpress.com/2012/07/25/vorwort-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
1 – Familienzuwachs https://tcabam.wordpress.com/2012/07/25/familienzuwachs-1937-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
2 – Der Umzug https://tcabam.wordpress.com/2012/07/26/der-umzug-ca-1938-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
3 – Mama mit uns wieder allein… https://tcabam.wordpress.com/2012/07/28/mama-mit-uns-wieder-allein-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
4 -Der Bruder- BLOG-SERIE: Kindheit in Hamburg, Jahrgang 1933 https://tcabam.wordpress.com/2012/08/05/der-bruder-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
5 – Bunker und Kanonenfutter – BLOG-SERIE: Kindheit in Hamburg, Jahrgang 1933 https://tcabam.wordpress.com/2012/08/08/5-keller-und-kanonenfutter-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
6 – Lebensmittelkarten – BLOG-SERIE: Kindheit in Hamburg, Jahrgang 1933 https://tcabam.wordpress.com/2012/08/10/6-lebensmittelkarten-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
7 – Bomben auf Hamburg – BLOG-SERIE: Kindheit in Hamburg, Jahrgang 1933 https://tcabam.wordpress.com/2012/08/12/7-bomben-auf-hamburg-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/
8 – Keine Post von Vater – BLOG-SERIE: Kindheit in Hamburg, Jahrgang 1933 https://tcabam.wordpress.com/2012/08/12/8-keine-post-von-vater-blog-serie-kindheit-in-hamburg-jahrgang-1933/